Als ich Mitte der 1980er Jahre beruflich zum ersten mal nach Japan kam, wurde ich eines Abends unverhofft Zeuge einer Szene die mich geprägt hat und mir bis heute noch sehr präsent ist. In einem kleinen Theater, auf einer winzigen Bühne wurde eine Frau in einem farbenprächtigen Kimono von einem älteren Herrn mit Juteseile gefesselt.
Die non verbale Kommunikation zwischen den beiden und den Seilen hatte mich fasziniert. Zugleich aber auch innerlich tief bewegt, bei solch einem intimen Austausch dabei sein zu dürfen.
Japanese Bondage, Shibari oder auch Kinbaku genannt, hat mich seit diesem Erlebnis nie mehr losgelassen.
Intensiv habe ich mich mit der Geschichte dieser, eher im Versteckten praktizierten, Tradition befasst. Es war für mich als Gaijin (Mensch von Ausserhalb) nicht einfach, während weiteren Reisen durch Japan, die Bakushi (Meister der Fesselkunst) aufzusuchen um ihre Techniken und Philosophien zu studieren und um auch von ihnen gefesselt zu werden.
Dabei ist mir bewusst geworden, dass das Fesseln und das Gefesselt werden einen spirituellen, ja gar einen heilenden Ansatz haben kann.
Über viele Jahre habe ich die Fesseltechniken verfeinert und angepasst, dabei Selbsterfahrungen als Gefesselter mit einbezogen um meine eigenen Abläufe und Shibari Momente zu entwickeln.
Seit 2002 arbeite ich mit unterschiedlichen Therapeuten und Coaches zusammen, zu Themen wie Vertrauen, Hingabe, Stärke, Schwäche in Beziehung und Beruf, um mit Hilfe von Japanese Bondage Menschen zu unterstützen sich fallen zu lassen und neue Wege des Vertrauens zu sich und zu anderen zu entwickeln.